Gebäudetyp E wie einfach Bauen

Mit ihrer Initiative „Gebäudetyp E“ wirbt die Bayerische Architektenkammer für ein zusätzliches Angebot innerhalb der Bayerischen Bauordnung. Dieses richtet sich vor allem an eine fachkundige Bauherrschaft. Dabei tritt der „Gebäudetyp E“ – wie einfach bzw. experimentell – bewusst nicht anstelle der in der Bayerischen Bauordnung geltenden Gebäudeklassen, sondern ergänzt diese.

Fachkundige Bauherren und Planende, erhalten damit die Freiheit, ihr Projekt auf den eigentlichen Kern der Schutzziele der Bayerischen Bauordnung (Standsicherheit, Brandschutz, gesunde Lebensverhältnisse und Umweltschutz) zu reduzieren, verzichtet werden kann dagegen auf darüberhinausgehende Normen und Standards.

Beim Bauen heißt das: auf das Wesentliche zu reduzieren, suffizient, nachhaltig und qualitätsorientiert zu handeln. Dafür stehen die Architektinnen und Architekten aller Fachrichtungen mit ihrer Innovationskraft und Expertise bereit. Dabei haben sie als gesellschaftliche Aufgabe vor allem auch den Gebäudebestand im Blick, der nicht nur nachhaltig und qualitätvoll weiterentwickelt, sondern auch weiterhin bezahlbar bleiben muss.“, betont Kammerpräsidentin Prof. Lydia Haack.

Flankierend zu einer geplanten Änderung der Bayerischen Bauordnung sei es zudem notwendig, auf Bundesebene eine zivilrechtliche Öffnungsklausel zu schaffen, so Haack weiter. Damit könne abweichend von den geltenden anerkannten Regeln der Technik ein „Gebäudetyp E“ als spezielle Beschaffenheit im Werkvertrag rechtssicher vereinbart werden.

Zu viele Regeln beim Bauen verhindern das nachhaltige bezahlbare Bauen von Häusern

Beim Bauen heißt das höher, schneller, weiter, auch: Immer mehr Regeln, Normen, Standards und Vorgaben. 2019 waren bereits rund 3700 DIN-Normen für das Bauen in Deutschland relevant. Damit ist die Normung auch ein wesentlicher Kostentreiber am Bau. Zusammen mit den steigen den Bodenpreisen, der sprunghaft angestiegenen allgemeinen Teuerungsrate sowie krisenbedingten Kostensteigerungen bei Material, Entsorgung und Energie führt dies zu einem fortlaufenden Anstieg der Baukosten. Die Folge: Der Erwerb einer eigenen Immobilie rückt für den Verbraucher in immer weitere Ferne, die Mietpreise (gerade in Ballungsräumen) steigen weiter an und die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum nimmt entsprechend immer weiter ab.

Gebäudetyp E
Der von der Bayerische Architektenkammer initierte „Gebäudetyp E“ soll dem kostenintensiven Bauen entgegenwirken. Foto: stock@adobe.com

Gebäudetyp E ist ein Weg zum zukunftsfähigen Bauen

In der nun zunehmend kritischen wirtschaftlichen Situation können Bauherren und Planer so nicht die erforderlichen Prioritätensetzen, um unter anderem auch neue Wege in Bezug auf das klimaneutrale Bauen zu beschreiten, denn die sogenannten anerkannten Regeln der Technik sind derzeit rechtlich bindend. Eingespart werden kann nur noch an der Qualität des Bauwerks, zum Beispiel bei der Wahl der Materialien oder unter nachhaltigen räumlichen und gestalterischen Aspekten. Ergebnis ist mittlerweile eine Neubauroutine, die eine qualitätsarme Gleichförmigkeit bei gleichzeitiger Einhaltung von Standards aufweist. Ein Zustand, der jeglicher Innovationskraft abträglich ist.

Es bedarf daher dringend einer „Diät“, um sich vom „Speckmantel“ aus Normen und Richtlinien zu befreien, damit planerische Freiheiten entstehen, die es den qualifizierten Berufsgruppen auch ermöglichen, ihre fachliche Expertise durch innovatives Denken in den Prozess einzuspeisen. Nur so können Planende aller Fachrichtungen mit Blick auf das Wesentliche suffizient, nachhaltig und qualitätsorientiert bauen.Und nur so bleibt das Bauen zukunftsfähig.

Zur Idee des „Gebäudetyps E“ informiert Kammerpräsidentin Prof. Lydia Haack weiter ausführlich in der im Dezember veröffentlichten Jahresbeilage der Bayerischen Staatszeitung mit dem Titel „Den gordischen Knoten durchschlagen“ , Seite 3.

Quelle: Bayerische Architektenkammer

lebt in Stuttgart und betreibt als unabhängiger Holzhaus-Experte aus Leidenschaft verschiedene Blogs und das Portal holzbauwelt.de. Er informiert über Trends im Wohnungs- und Gewerbebau mit dem Baustoff Holz für Bauherren, Investoren, Planer im modernen Holzbau. E-Mail senden